Den Anschluss zu dir selbst wiederfinden
Wir rennen durchs Leben, geben jede Minute Gas. Warum? Weil wir fürchten, den Anschluss zu verlieren. Doch dabei verlieren wir paradoxerweise etwas viel Wertvolleres: nämlich den Anschluss an uns selbst. Die Folge davon: ein schleichender Prozess Richtung Burnout. Denn dies kommt nicht per se von zu viel Arbeit, sondern von zu viel falscher Arbeit.
Burnout – ein sinnvoller Selbstregulierungsversuch?
«Zu viel gearbeitet», lautet das gängige Fazit, wenn am Ende nichts mehr geht bzw. eine tiefe Erschöpfung, leere Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen so sehr ins Leben eingreifen, dass der Alltag kaum mehr prästiert werden kann.
Stimmt das?
Ja und nein. Denn ein Burnout entsteht nicht allein durch Stress. Vielmehr ist es die Folge davon, dass wir in unseren alltäglichen Arbeiten mehr nach einer idealen Vorstellung von uns selbst als nach unseren eigenen, authentischen Bedürfnissen leben. Diese Einsicht stammt aus dem Buch von Dr. Miriam Priess, welches sich intensiv mit dem Thema Burnout-Prävention befasst.
«Burnout ist kein Ausdruck von Schwäche, sondern vielmehr ein gesunder Selbstregulierungsversuch.»
Miriam Priess
In einen Zustand des Ausgebranntseins gelangst du also nicht von zu viel Arbeit, sondern von zu viel falscher Arbeit:
- Vielleicht ist da eine klare Idee von einer erfolgreichen beruflichen Karriere, und du gehst weiter, obwohl du längst erschöpft bist.
- Vielleicht ist da eine innere Vorstellung von deiner perfekten Performance, und du übersiehst, dass du dich leer schuftest.
- Vielleicht ist da ein Bild von einer meisterhaften Laufbahn, und du realisierst kaum, dass dein Tun längst nicht mehr mit deinen Werten und Idealen übereinstimmt.

Warum wir selbst nur schwer die Bremse ziehen können
Der Begriff «Burnout» kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie «ausbrennen». Wie bei einer Kerze, die langsam, aber stetig herunterbrennt, steht auch ein Burnout meist am Ende einer länger andauernden Entwicklung mit Stress im Beruf und im Privatleben. Ein stetiges Gefühl der Überforderung, wachsender innerer und äusserer Erwartungshaltungen und ungenügende Phasen der Erholung bilden die Meilensteine.
Dieser schleichende Prozess kann von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich aussehen. So nehmen bei einigen Betroffenen die Beschwerden über Jahre hinweg gleichmässig zu. Bei anderen kommt es schubweise zu Phasen mit ausgeprägten Symptomen und dazwischenliegenden, nahezu symptomfreien Intervallen.
In den meisten Fällen sind permanente Müdigkeit und Erschöpfung anfangs die einzigen Warnsignale. Die in den meisten Fällen übergangen werden – unbewusst.
Die Gründe liegen gleichfalls bei der Ursache: in der «Selbstentfremdung» oder einer falsche Prioritäten-Setzung. Nicht du und ich stehen mit unseren Bedürfnissen, Sehnsüchten oder Wünschen an erster Stell. Sondern Ideale von einem «perfekten» Leben. Und genau diese müssen, fett und unterstrichen, aufrechterhalten werden. Die Kosten sind egal.
Und so funktionierst du weiter, als Rad im Getriebe. Du wirst gereizter, bist häufig krank, allenfalls leidest du vermehrt unter Kopfschmerzen, fühlst ein Engegefühl in der Brust, findest in der Nacht immer weniger in den Schlaf.

Die Rushhour und ihre Folgen
Am häufigsten betroffen sind Menschen zwischen dem 40zigten und 50zigsten Lebensjahr. Soziologen sprechen dabei von der Rushhour des Lebens. Gerade in diesem Lebensabschnitt vermischen sich häufig hohe berufliche und private Anforderungen, und ja, wir sind dann rein biologisch gesehen nicht mehr so belastbar wie mit Mitte 20.
Eigentlich haben wir Menschen im Laufe der Evolution gelernt, mit diesen Stresssituationen umzugehen. Wir entwickeln verschiedene Bewältigungsstrategien, die in der Fachsprache unter dem Begriff «Coping» bekannt sind.
Doch kommt es in kurzer Zeit zu mehreren stressigen Belastungen, greifen unsere Bewältigungsstrategien nicht mehr. Wir bleiben in einem chronischen Stress sitzen, der uns physisch wie auch psychisch in einen dauerhaften Aktivierungsstand versetzt und die Batterien leert.
«Hör auf zu glauben, dass du es nur zu etwas bringst, wenn du permanent lieferst. Echter und wahrer Erfolg ist nicht das Resultat von harter Arbeit. Sondern von deinem authentischen Lebensweg.»
Lea & Roger
Burnout Prävention – alles andere als unsexy
Ja, wir wissen, Prävention klingt langweilig, unsexy und trocken. Aber: ist nicht alles eine Frage der Perspektive? Denn Prävention ist im Grunde genommen dein Weg ins Lebens-Glück.
Stell dir vor: es ginge nicht primär darum, dich vor einem Burnout zu bewahren. Sondern dein Leben so zu gestalten, dass du
- jeden morgen frisch und erwartungsvoll aufstehst
- mit einer High Energy in deinen Tag startest
- dein Alltag kein abrackern, sondern ein Wirken, Bewegen und Führen aus deiner Präsenz ist
- Projekte laufen, nicht aus einem Müssen, sondern aus Klarheit, Kreativität und Leidenschaft
- dein Arbeiten nicht deine Batterien leert, sondern dich zutiefst erfüllt
- du abends müde, aber nicht vollkommen groggy ins Bett fällst
- wo kein Gedanken-Karussell dich wach hält, du stattdessen einen tief entspannten Schlaf geniesst
Hört sich schon besser an? Also: dann lass uns loslegen…
Drei Schlüsselschritte ins Lebensglück (und zur Burnout Prävention):
1. Kultiviere Achtsamkeit für dein Innenleben

Reserviere dir täglich bewusst eine Auszeit von 5 bis 10 Minuten, um deine eigenen Bedürfnisse wieder zu fühlen. Lege dich hin oder setze dich auf einen bequemen Stuhl, schliesse die Augen und frage dich «Wie geht es mir gerade jetzt?»
Betrachte diese Momente als feste Verabredung mit dir selbst. Das mag in einem dichten Arbeitsalltag herausfordernd sein. Doch bedenke: wenn du dich gut fühlst, stehen die Chancen unglaublich gut, dass dein Business auch gut läuft. Du bist der Mittelpunkt deiner Welt!
2. Reflektiere: Lebe ich authentisch?
Ehrlichkeit dir selbst gegenüber ist nicht einfach. Aber ungemein wichtig, um deinem Leben eine 180-Grad-Kehrtwende zu geben. Manche Erkenntnisse machen traurig. Lassen dich bereuen. Sind schwer zu verstehen. Und dennoch: sie sind dein erster wichtiger Schritt zurück zu dir selbst.
Im folgenden findest du drei mögliche Fragen. Beantworte sie so direkt wie möglich. Aus dem ersten, in dir aufsteigenden Impuls heraus mit «Ja» oder «Nein».
- Wenn du heute nochmal von vorne anfangen könntest, würdest du das meiste genauso machen wie bisher?
- Bist du am Abend zufrieden mit dir selbst und kannst ohne Probleme einschlafen?
- Freust du dich auf jeden neuen Tag und stehst motiviert, frisch und energiegeladen auf?
Wie oft hast du mit «Nein» geantwortet?
Dann wird es Zeit, dich und deinen Alltag neu auszurichten. Und genau das führt uns zum 3. Schlüsselschritt…
3. Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Wie oft wagen wir schon gar nicht, zu visionieren. Aus einem fixed Mindset heraus. Der uns in einem unzufriedenen Alltag gefangen hält. Also: traust du dich?
- Was für eine Sehnsucht fühlst du schon lange in dir?
- Wonach ruft es dich – beruflich wie auch privat?
- Was würdest du tun, sofort und jetzt, wenn Geld keine Rolle spielt?
Spontane Ideen, wie unkonventionell sie auch sein mögen, dürfen genau jetzt fliessen. Es geht nicht darum, dass du in diesem Moment realistisch bist. Es geht darum, deinen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen.
- Vielleicht würdest du ein Buch schreiben wollen? Was darauf hindeuten könnte, dass deine Kreativität in deinem Alltag zu kurz kommt.
- Allenfalls sehnst du dich nach einer einsamen Pilgerreise. Was dir anzeigt, dass da kaum Auszeiten hast.
- Womöglich würdest du auf einem Bauernhof arbeiten wollen? Was Hinweis sein kann, dass du dich entfremdet hast. Dass dein Leben mehr Einfachheit braucht.