Stress am Arbeitsplatz: die Folgen und wer ist Schuld?
Stress am Arbeitsplatz ist normal. Aber nicht: wenn es zum tagtäglichen Marathon verkommt. Denn dann bleibt der Stress nicht auf der Arbeit liegen. Sondern wir tragen ihn mit. Nach Hause, in die Freizeit, zur Familie. Wie du dich genau davon erlöst, davon handelt dieser Blogbeitrag.
Ein Stress kommt selten allein
Erst hat sich die Kollegin, die sich trotz wichtigem Projekt mit heutiger Deadline krankgemeldet hat. Dann fragt dich die Vorgesetzte, warum du so übernächtigt aussiehst. Nun fehlen dir für die Präsentation auch noch die Unterlagen, weil: die kranke Kollegin hat’s bei sich auf dem Schreibtisch abgespeichert. Ist aber nicht erreichbar.
Egal – denkst du. Hauptsache bald Feierabend. Du freust dich. Zu Hause für eine Stunde auf die Couch zu legen. Doch dann: kaum öffnest du die Wohnungstür, hörst du das Geschrei deiner zankenden Kinder. Und möchtest am liebsten kehrt machen. Da rennt dir das eine Kind in den Bauch, während das nächste über deinen Laptop-Rucksack stolpert.
Völlig gestresst explodierst du. Wie das berühmte Pulverfass…

Der Stress zieht seine Kreise – ob du willst oder nicht!
Stress am Arbeitsplatz bleibt nicht am Arbeitsplatz. Genauso wenig wie deine Leber unabhängig von den Nieren arbeitet, kannst du berufliches und persönliches NICHT trennen. Während die Einheit von Körper, Geist und Seele im Gesundheitsbereich schon lange auf dem Vormarsch ist, werden Work und Life noch viel zu wenig als sich gegenseitig beeinflussende Lebensbereiche gesehen.
Dabei hat Stress am Arbeitsplatz mitunter weitreichende Folgen:
- Wer bei der Arbeit ständig gestresst ist, reagiert auch zu Hause gereizt und aggressiv. Zieht sich zurück und kommuniziert nicht mehr richtig.
- Studien zufolge ist stressbedingte Entfremdung einer der Hauptfaktoren für Scheidungen. Denn im Dauerstress ist selbst die Familie nicht mehr der sichere Hafen.
- Stress führt zu emotionaler Taubheit. Der Funktions-Modus bleibt nicht auf der Arbeit. Wir selbst werden zu betäubten Menschen.
- Eine Studie der Fachhochschule Bern belegt: ganze 43% der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fühlen sich oft gestresst – Tendenz steigend. Und: eine grosse Mehrheit kann selbst in der Freizeit nicht mehr richtig abschalten.

Was hilft? Oder anderes gefragt: wer ist Schuld?
Stress lass nach. Die üblichen Ratschläge lauten:
- ausreichend schlafen
- mehr Pausen
- Bewegung, usw.
Diese Tipps mögen auch wertvoll sein. Doch: sie packen das Problem nicht an der Wurzel. Hier geht es um deine wirkliche (Er)Lösung. Heisst: dein Stress hat auf einer viel tieferen Ebene seinen Ursprung. Das heisst: die Ursache liegt nicht bei den Umständen. Der Stress ist selbst produziert.
«Aber ich will diesen Stress gar nicht. Und ich selbst soll Schuld sein?» Richtig. Wobei korrekter wäre: Du produziert dir deinen Stress nicht bewusst. Sondern unbewusst.
Kenne deine inneren Antreiber
Kennst du deine inneren Antreiber?
Nicht?!?
Dann wird es Zeit, sie zu erforschen. Sie sind sogenannte innere «Steuerungsmuster», die das Zepter übernehmen und dein Denken & Handeln steuern. Meist unbewusst und insbesondere in stressigen Situationen. Darum heissen sie auch Stress-Verschärfer. Wir denken zwar: sie lösen das Problem. Dabei verschärfen sie es unbewusst.
Die Forschung hat 5 typische «Antreiber» definiert. Es sind eine Art innere Stimmen, die dich antreiben….
- Sei stark!
Dieser Antreiber fordert dich auf, keine Schwächen zu zeigen und alles allein zu schaffen. - Sei perfekt!
«Ich muss es noch besser hinkriegen oder ich bin nicht gut genug», sind Sätze, die dich immer weiter leisten lassen. - Mach es allen recht!
Menschen mit diesem Antreiber könne schlecht «Nein» sagen und stellen alles andere an 1. Stelle. Die eigenen Bedürfnisse kommen erst ganz am Ende. - Streng Dich an!
Diese innere Stimme plappert dir vor, dass harte Arbeit zum Ziel führt. «Ich muss einfach noch mehr leisten, dann werde ich dereinst erfolgreich sein.» - Mach schnell!
«Alles sofort und gleich erledigen und bloss keine Zeit verschwenden», treibt dich dieses innere Muster an.
Unsere Kindheit prägt uns massgeblich. Und legt oft den Grundstein dafür, welche inneren Antreiber in uns besonders stark sind. Wir eigenen uns bestimmte Verhaltensweisen an und internalisieren tief verankerte Glaubenssätze. Ein Kind, das regelmässig Sätze wie «Ein Indianer kennt keinen Schmerz», «Gefühle zeigen ist was für Schwache» hört, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen dominierenden «Sei stark!»-Antreiber entwickeln.
Nach Taibi Kahler, Forschungsvater dieser wertvollen Studienerkenntnisse, entstehen diese inneren «Antreiber» durch die Motivation, wichtige Grundbedürfnisse zu erfüllen. Solche existenziellen Bedürfnisse sind beispielsweise der Wunsch nach Selbstbestimmung, Anerkennung, Wohlbefinden und Unlustvermeidung. Der innere Antreiber hat hier ähnliche Funktionen wie der innere Kritiker. Beide entstehen durch Konditionierung. Also das Lernen, dass bestimmte Verhaltensweisen bestimmte Reaktionen zur Folge haben.

So erlöst du deine inneren Antreiber
Um deinen inneren Antreibern aufzudecken, hilft dir Selbstreflexion.
- Nimm dir einen Moment..
- entziehe dich der stressigen Situation..
- schliesse deine Augen und..
- frage dich: welche (innere) Stimme hetzt mich jetzt?
Beobachte deine Gedanken und Antworten. Aus einer neutralen Position heraus. Ohne zu werten. Damit hebst du in einem ersten wichtigen Schritt deinen inneren Antreiber aus dem Unbewussten in dein Bewusstsein. Und kannst in der Folge starten, dich aktiv davon zu lösen.
Es braucht Zeit. Und on top: Tiefenarbeit. Fest eingravierte Verhaltensmuster ändern und neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn entwickeln, ist kein Sprint. Doch: es lohnt sich. Denn was folgt, ist so viel grösser als «nur» keinen Stress mehr zu haben.
Es ist dein Weg in deine Rückverbindung zu dir selbst. In deine magnetische Präsenz. In deine kristallklare Klarheit. In deine unumstössliche Entscheidungs-Kraft. In deinen Erfolg, der sich echt anfühlt. Weil du von innen nach aussen wirkst. Entspannt. Befreit. Leicht. Im Flow.